1. November 2018

 

Er schenkte ihr sein Lachen

Er gab ihr seine Hand

Er lud sie ein zum Essen

Nachtisch gab es auch

Er war so unermüdlich mit Blumen

und mit Wein

Er malte sie mit Worten

und schenkte ihr sein Bild

Trug sie auf starken Händen

und tanzte nur mit ihr

Er lag vor ihr auf Knien

und griff nach ihrem Herz

Er war ein latin lover

und sie 'ne deutsche Frau

Das konnte gut nicht gehen

Die Spuren eines Frühlings

muss Herbstwind noch verwehen

 

2. November 2018

 

Eins zwei und ... schrillt Mutters Stimme

Bei drei bist du soweit Klara-Louise!

Eins zwei ... eins zwei ... Klara-Louise

bist du noch nicht eins zwei immer noch nicht

nein!? Klara-Louise!? Eins ...

was machst du zwei so lange

Kind!? Eins... wie lange soll ich noch ... zwei

Ich zähle jetzt bis DREI!!! ...

KLara-Louise ... ??? Eins...

 

3. November 2018

 

über meinem morgen schweben frage

zeichen große kleine

aus der fast-unendlichkeit der optionen

die das heute vorgaukelt

gilt es zu wählen

säen muss wer ernten will

den boden bereiten

düngen mit vertrauen

geduld geduld wenn

lange sich kein grün

aus dunkler erde streckt

nie nie ist sicher was

herauswächst ob überhaupt

immer immer geht das leben

eigene wege manchmal

führen sie wohin

 

4. November 2018

 

Bald ist das Jahr herum

denke ich

aber

heute ist heute ist heute ist heute

könntest du unter die Räder kommen

denke ich

oder

neu ins Leben dich verlieben

heute ist heute ist

mein Freund krank unterm Damoklesschwert

denke ich

und

mein Kind auf gefährlichen Fährten

heute ist heute

könntest du aufbrechen

in die unbekannte Dimension eines

morgen 

heute ist

heute

 

5. November 2018

 

manchmal wünscht man sich

das heute sei bereits gestern

am besten ohne schattenwurf

dabei ist dieser wunsch einer der wenigen

der mit sicherheit in erfüllung geht 

wenn auch zeitverzögert

 

6. November 2018

 

Zugvögel

 

durchs novembergrau

zieht die schwarze vogelschar

federleichtes herz

 

7. November 2018

 

Eins zwei drei

die vierte lass ich aus

sie knarzt und ächzt und seufzt

die siebte gleichermaßen

als wohnten Klagegeister

in ihrem alten Holz

die elfte ebenfalls

ist nur am Rand

geräuschlos zu betreten

bei fünfzehn ist's geschafft

oben!

 

8. November 2018

 

das hoffen wohnt

nicht im verstand ist nicht

girlande im gehirn

das hoffen denkt sich nicht(s)

es speist sich mehr aus unbekannter quelle

nistet an unauffindbarem ort

von wo aus manchmal

unverhofft!

ein trieb nach außen ins bewusste drängt

dann ist es da und

mehr schon als ein hoffen

Idee ein Plan Projekt ...

 

9. November 2018

 

In der Nacht riss der Geduldsfaden

in den mein Herz gewickelt

der adergleich durch meine Haut sich zog

ein dünner roter Faden

in Jahren gewachsen riss einfach

ich  zog an einem Ende (es ging

ganz leicht) ihn heraus

mein Herz pulsiert nun ungeduldig

in befreitem Takt und in der Haut

ist nur ein kleiner Riss

durchsichtig

 

10. November 2018

 

Einsilbig

 

Ich weiß

er sie es weiß

dass ich

er sie es

nichts weiß

wir tun

nur so

als ob

 

11. November 2018

 

Sie rollt Augen

ballt Fäuste

stampft auf

will treten schlagen beißen

spuckt Lava

bellt bis sie heiser ist

ihr Herz ein Maschinengewehr

feuert Vorwürfe

aber keiner hört ihr zu hört

hinter dem Schrillen die leise Angst

die stumme Verzweiflung

 

13. November 2018

 

Ihr Scheitern durchzieht unsere

Geschichten doch sind sie

von großer Reanimierbarkeit

wenn energisch genug beatmet wird

Sie sterben nicht aus

solange wir leben

Klingt das utopisch?

 

14. November 2018

 

Vorgelocht das Leben

ausgestanzte Chancen

DIN normierte Normalität

nicht jeder passt als Kamel

durchs Nadelöhr

abgeheftet

büroverklammert

festgetackert

gelocht und

abgelegt

 

16. November 2018

 

Lange hatte die Prinzessin

auf der Erbse gesessen gelegen

gewiss nicht geruht lange

gesucht nach dieser einen! Erbse die

da da da! endlich zwischen

Federn und Linnen sich hart offenbarte

Sie kickte sie weg wie

ein lästig totes Insekt

tomatensalatrot ihr zorniges Köpfchen

und konnte nicht schlafen hinfort

ohne den Widerpart

im schwachen Fleisch

 

17. November 2018

 

Empfohlene poetische Tagesdosis: sechs Gedichte

über den Tag verteilt einnehmen

am besten vor den Mahlzeiten

gelegentlich Völlegefühl 

selten Juckreiz bei Jambus

Überdosis kann zu Erbrechen führen

(unkontrolliertes Wortspucken)

Wechselwirkung mit Prosa beachten

Nicht anwenden bei Überempfindlichkeit

gegen Fantasie, Reim, Wortwitz

Abbruch der Behandlung unverzüglich

bei Dr. S. Paulchen melden!

 

18. November 2018

 

Alt sind sie

mit braunen Tupfern und manchmal

einem blauen Fleck

zittrig sind sie und

vielfaltig

ein goldener Ring schlackert verloren

(der andere liegt in einer Schatulle)

einen festen Druck haben sie

noch immer

liegt meine Hand darin

wie in einem warmen Nest

 

19. November 2018

 

Allein

mit mir

bin ich

in guter Gesellschaft

meistens

nicht

einsam

 

20. November 2018

 

gemeinsam

einsam

das ist

gemein

 

21. November 2018

 

Still werden

sehen hören suchen

zwischen den Zeilen

hinter den Dingen

die Stille im Schrillen

das Langsame in der Eile

die Not hinter der Maske des Lächelns

die Verletzlichkeit unter der Rüstung

das Unsagbare

(auf)spüren wollen

in Worte fassen

wie ein wertvolles Schmuckstück

 

28. November 2018

 

Freund, lieber

fern bin ich

weh mir

Ferien vom nah

in einsamen wellen

ein schiff fährt am horizont

auf unendlichem kurs

mit meinem gruß

 

30. November 2018

 

Es dämmert uns

langsam oder bricht

über uns herein

rücksichtslos (gut so!)

gegenüber unserem Befinden

strahlt leuchtet scheint es

durch dicke Wattewolken

dünne Nebel

graue Regenschleier

allumfassend aus dem Blauen

das Licht eines JEDEN neuen Tages 

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